Ich persönlich ärgere mich immer wieder, wenn mich die Social-Media-Feeds großer Medienmarken oder bekannter Journalisten auf einen vermeintlich interessanten Artikel verweisen, ich mich am Ende des Links aber erst mal für ein Abo registrieren soll. Offenbar bin ich da nicht alleine:
Die Welt versteckt in ihrer Mobilversion heute fast alle Beiträge hinter der Paywall. Für mich ein klares Signal, nicht für ein Abo, sondern zum Löschen des Lesezeichens.
— Udo Vetter (@udovetter) August 11, 2018
Klar, dass das Widerspruch auslöst: „Soll Journalismus etwa kostenlos sein???“, „Ist Journalismus nichts wert?“, wird da gefragt, oder auch:
Weil es so schwer zu verstehen ist, dass gute Arbeit auch finanziert werden muss? Mal ne andere Frage: Würden Sie mich kostenlos verteidigen, @udovetter? https://t.co/5VWFQyFFgz
— Miriam Hollstein (@HollsteinM) August 11, 2018
Dabei ist das Bild ziemlich schief. Keiner der Kritiker des derzeitigen „Du-darfst-erst-lesen-wenn-du-ein-Monatsabo-abgeschlossen-hast“-Gebarens fordert einen kostenlosen Journalismus oder Ähnliches. Aber wenn ich in den Sozialen Medien auf interessante Artikel stoße, würde ich sie gerne lesen können, ohne mich gleich für zwölf Monate binden zu müssen. Mit ihrem Abo-Zwang machen sich die Medienhäuser zu virtuellen Heizdeckenverkäufern, die den Leuten etwas aufdrängen, was sie gar nicht haben wollen.
Und das kann ganz schön ins Geld gehen: Welt: 9.99 Euro, Spiegel: 19,99 Euro, Zeit 20 Euro, und bei meinen beiden Heimatzeitungen WAZ und Westfälische Nachrichten je 9,99 Euro pro Monat. Um die Möglichkeit zu haben, aus dem Angebot dieser Medien auswählen zu können, muss ich zunächst mal eine Gebühr entrichten.
Das ist in etwa so, als müsste ich im Supermarkt Eintritt bezahlen, obwohl ich nur einen oder zwei Artikel kaufen möchte. Und im nächsten Supermarkt noch mal. Jeder Kunde würde sich an den Kopf fassen und auf dem Parkplatz schon Reißaus nehmen bei so einem Geschäftsgebaren. Aber die Verlagsmanager meinen, damit könnten sie Erfolg haben?
Früher musste ich auch diejenigen Seiten „mitkaufen“, die mich in der Zeitung gar nicht interessiert haben, es war technisch nicht anders möglich. Der Kioskbesitzer hätte sich schön gewundert, wenn ich gesagt hätte: Mach mal 50 Pfennig billiger, dafür lasse ich dir den Wirtschaftsteil hier. Heute erlaubt mir das Internet, selbst auszuwählen, was ich konsumieren möchte. Die Medien aber beharren immer noch auf dem gleichen antiquierten Bezahlmodell.
Es kann mir keiner erzählen, dass es die hochgezüchteten Digitalabteilungen internationaler Mediengiganten wie Bertelsmann, Springer oder Funke nicht hinbekommen, ein „Pay per View“-Bezahlmodell zu entwickeln und umzusetzen. Es liegt nicht am Können, sondern am Wollen.
Dann hört aber bitte auch auf zu flennen!
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